Ein Blick in die Presse zeigt:
Der Wechsel von Toni Kroos nach Real Madrid ist perfekt,
die Tennislegende Steffi Graf ist Perfektionistin
und als Zuschauer in Gütersloh konnte man sehen, wie die Sportart Parkour in
Perfektion aussieht. In Bezug auf Sport bewegt sich der deutsche Journalist
gern in einem „perfekten“ Begriffsumfeld. Auch in der Bewerbung von Technik
greift der Deutsche häufig in seine Perfektions-Zauberkiste. Auf der anderen
Seite wird Perfektionismus im Zusammenhang mit Berufsalltag, als Charaktereigenschaft,
die im
Kontrast zu innerer Ausgeglichenheit steht, zur Zeit eher kritisch diskutiert. An diesen Beispielen zeigt sich, dass im Deutschen der Begriff Perfektion als positiv z.B. im
Zusammenhang mit Sport, Technik und Musik gilt – eben dort, wo meisterhaftes Können als außerordentliche und
lobenswerte Leistung hervorsticht. Perfektionismus
hingegen wird als übertriebenes Streben nach Perfektion gewertet, und es
gibt zahlreiche Ratgeber, die den Weg
aus der Perfektionismus-Falle weisen.
Perfektion in Polen und Russland
Und wie sieht es anderswo aus? Im
Polnischen gibt es viele Begriffe, die sich mit den Nuancen der Perfektion
beschäftigen, wie z.B. perfekcja,
doskonalosc, ideal, ukonczenie,
udoskonalenie, szczyt doskonalosci
und
bezblednosc. Es liegt zwar nahe
den polnischen Begriff perfekcja mit Perfektion gleichzusetzen, tatsächlich
verwendet der Pole im Alltag jedoch doskonalosc
und das dazugehörige Adjektiv doskonaly.
Auch hier wird das Streben nach Perfektion durch zahlreiche Slogans beworben.
Perfektionismus wird hingegen wie auch im Nachbarland Deutschland eher negativ,
als egozentrisch und schlecht für das soziale Miteinander verstanden.
Bewegen wir uns weiter östlich
nach Russland, so gibt es den Begriff совершенство, der mit Perfektion assoziiert wird. Allerdings kann
man hier nicht von einem universellen Verständnis von Perfektion sprechen, da
im Nationalitätenstaat Russland viele Mentalitäten aufeinander treffen.
Perfektion schreibt der Russe eher anderen Nationalitäten zu und Perfektionismus
wird in Russland gleichgesetzt mit Pedantismus. Auch hier zeichnet sich die
Tendenz ab: Perfektion im Berufsleben, das meisterliche Beherrschen einer
Tätigkeit, ist durchaus erstrebenswert und wird geschätzt. Eine
perfektionistische Haltung im Alltag wird jedoch als hinderlich empfunden. Der
Russe solidarisiert sich lieber mit seinen nicht perfekten Mitmenschen.
Unser
kleiner Kultur-Ausflug zeigt: Von Perfektionismus im Alltag sollte man sich
verabschieden und “Fünfe auch mal gerade sein lassen”, Perfektion im Beruf allerdings
wird auch östlich der deutschen Grenze sehr geschätzt. Deshalb nutzen Sie die
Chance, ihren nächsten Claim perfekt zu machen.
Wie genau das funktioniert, erfahren Sie hier.
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Wir empfehlen Ihnen folgende Zitierweise:
NIMIRUM: „Kulturcheck No. 2: Perfekt - nicht in jedem Kontext parfait”, unter: https://www.nimirum.info/insights/b_031-das-streben-nach-perfektion-wirklich-erstrebenswert/ (abgerufen am 12/12/2019).